Lieber Besuch aus Spandau
Am 31. März 2022 wählten die Mitglieder des Partnerschaftsvereins in der Bismarckhalle in Siegen-Weidenau in der diesjährigen Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand, der wieder für vier Jahre amtieren wird. Der neue neunköpfige Vorstand ist weit überwiegend der alte. Lediglich Wolfgang Schnell, der 20 Jahre lang die Kassengeschäfte des Vereins ge-führt hat und Peter Eberlein als Beisitzer schieden auf eigenen Wunsch aus dem Vorstands-team aus. Sie wurden durch Susanne Roth und Felix Hof ersetzt. Damit wir der neue Vor-stand jünger und weiblicher, wie Susanne Roth mit einem Lächeln erklärte.
Zu dieser Versammlung hatte der alte Vorstand den Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Spandau Daniel Wrobel zu einem dreitägigen Kennenlern- und Arbeitsbesuch nach Siegen eingeladen. Er ist seit November 2021 neuer Vorsitzender des dortigen Vereins. Er wurde von seiner Vorstandskollegin Christiane Ewers begleitet. Daniel Wrobel richtete einige Be-grüßungsworte an die Versammlung. Er bekräftigte, dass er sich für eine Vertiefung der part-nerschaftlichen Kontakte einsetzen werde. Er freue sich bereits auf die geplante Reise eine Siegener Reisegruppe nach Spandau im August. Ein erster Austausch mit den Gästen fand noch am Abend in der Gaststätte in der Bismarckhalle statt.
Am Freitagmorgen stand zunächst ein Besuch in Freudenberg auf dem Programm. Dort be-grüßte Bernd Dehmel, unser Vorsitzender, in Begleitung der Beisitzer Bernd Julius und Ralf-Sigurd Katz Daniel Wrobel und Christiane Ewers. Bei winterlichen Temperaturen führte Frau Marianne Heinemann, die Leiterin des Referats Landrat in der Kreisverwaltung, die Gruppe zunächst auf den Gipfel des neu angelegten Kurparks, um ihr von dort den „Königsblick“ auf den „Alten Flecken“ zu bieten. Selbst bei bedecktem Himmel und eisigem Ostwind war das Stadtpanorama auf die geschlossene Fachwerkkulisse äußerst beeindruckend. Es schloss sich ein Bummel durch die Altstadtgassen an. Dann war es Zeit, zum Technikmuseum aufzubre-chen, denn dort wartete bereits das Vorstandsmitglied des Trägervereins des Technikmuse-ums Herr Friedhelm Geldsetzer auf die Gäste.
Unsere Gruppe wurde durch Kalli Fries verstärkt, der auch den Besuchskontakt zum Tech-nikmuseum geknüpft hatte. Herr Geldsetzer begrüßte uns herzlich und stellte sich als Mitini-tiator und eine der treibenden Kräfte der Museumsinitiative vor. Er berichtete von den An-fängen und von dem Meilenstein für das Museumsprojekt, als es gelang, im benachbarten Rheinland-Pfalz eine große Halle zu erwerben, dort abzubrechen und in Freudenberg wieder aufzubauen. Die Dach tragenden Holzbinder wurden mit Hubschraubern transportiert und in der Nähe zwischengelagert. In der großen Halle finden heute auf anderthalb Etagen viele Ausstellungsgegenstände ihren Platz. Schmuckstück und der Stolz des Trägervereins ist ein Neubau, der über einen Glas bedeckten Innenraum mit der Halle verbunden ist. Hier befin-det sich der Empfang und ein Tagungsraum. In der ersten Etage ist ein außerschulischer Lernort eingerichtet, in dem vor allem Grundschülerinnen und Grundschüler unter Anleitung erste Erfahrungen mit der Technik erleben, lernen und basteln können.
Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Industriekultur im alten Freudenberg mit den Schwerpunkten der Gerbereien, Filz- und Lederfabriken führte uns Herr Geldsetzer durch das Haus, das auch über eine „gute Stube“ verfügt, in der Gäste mit Waffeln, Sejerlän-ner Riewekooche und anderen Leckereien bewirtet werden können. Gruppenführungen und zahlreiche Veranstaltungen und Feste finden im Hause statt. Die Bewirtschaftung erfolgt ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften. Tausende Besucherinnen und Besucher jährlich wurden vor der Corona-Zeit gezählt. Am 1. Mai diesen Jahres öffnet das Technikmuseum wieder seine Pforten für das Publikum. Sowohl unsere Spandauer Gäste als auch wir Sieger-länder und Wittgensteiner waren von dem Besuch begeistert und nahmen uns fest vor wie-derzukommen. Mit einem herzlichen Dank an Herrn Geldsetzer brachen wir nach Siegen auf.
Im „Alten Zeughaus“ unterhalb des Oberen Schlosses wurden wir bereits von der stellv. Bür-germeisterin der Stadt Siegen Frau Angela Jung und Frau Carmen Schmidt, einer Mitarbeite-rin des Referats für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, erwartet. Frau Jung begrüßte die Spandauer Gäste im Namen der Partnerstadt Siegen und des Bürgermeisters Steffen Mues. Später traf Landrat Andreas Müller auf die Besuchergruppe. Er freue sich sehr über den Be-such der Spandauer Gäste und wünsche ihnen einen informativen Aufenthalt in Stadt und Kreis.
Um 14.45 Uhr wartete die Stadtführerin Frau Ingrid Tilsch im Innenhof des Oberen Schlosses auf uns. Zwischenzeitlich hatte es zu schneien begonnen. Frau Tilsch gab uns zunächst einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Anfänge der Stadtgeschichte und des Schlosses, das vor mehr als 800 Jahren als Höhenburg errichtet worden war. Am Schloss vorbei gingen wir zum „großen Krebs“, einem exponierten Teil der Befestigungsanlage, die einst den mit-telalterlichen Stadtkern auf dem Sporn des Siegbergs umschloss. Von dort hat man einen weiten Blick ins Hüttental bis hinüber zum Kindelsberg, dem Kreuztaler Hausberg. Der Schneefall und das trübe Licht schränkten allerdings unsere Aussicht erheblich ein. Man wür-de an einem sonnigen Tag wiederkommen müssen. Durch den Schlosspark schlenderten wir zum Rubensbrunnen, dessen Symbolik Frau Tilsch uns erläuterte. Der Malerfürst ist der be-rühmteste Sohn der Stadt, auch wenn er diese bereits als Kleinkind mit seiner Familie wieder verließ. Immer wieder fiel unser Blick auf die Blumenrabatte am Wegesrand, wo Tausende Frühlingsblumen, Narzissen, Primeln und Tulpen, dem Schneegestöber trotzten. Vorbei an dem neu angelegten Kinderspielplatz in der Erweiterung des Schlossparks gingen wir hinab zum Kornmarkt. Dort erfuhren unsere Gäste einiges über das Krönchen, dem Siegener Wahr-zeichen, ein Geschenk des Fürsten Johann Moritz zu Nassau-Siegen, und die Nikolaikirche. Eine Namensvetterin steht auch im Altstadtzentrum von Spandau!
Nach einem Abstecher in die Altstadt hinter der Marienkirche marschierten wir gegen den Winterwind tapfer ankämpfend hinab zum Platz vor dem Unteren Schloss. Nach einigen Er-läuterungen zum Museum für Gegenwartskunst schloss unsere Stadtführerin das mächtige gusseiserne Tor zur Fürstengruft auf, die nach gründlicher Renovierung erst vor wenigen Wochen wieder eröffnet worden war. Hier ruhen zahlreiche Mitglieder der fürstlichen Fami-lie zu Nassau-Siegen. Den Mittelraum beherrscht die hölzerne Tumba, in dem die Gebeine von Fürst Johann Moritz zu Siegen-Nassau ruhen. Er war einer der bedeutendsten Reichs-fürsten im 17. Jahrhundert und ein Gönner der Stadt, heute würde man sagen ein Mäzen.
Vorbei an der Martinikirche erreichten wir die Unterstadt. An der Sieg beeindruckte die Gäste der von Beton frei gelegte Flusslauf. Für die Spandauer Freunde schier unvorstellbar, dass hier auf dem Fluss ein fast 200 m langer Betondeckel als Parkdeck gelegen hatte. Mit einem Blick auf den von dem Geschäftsgebäude befreiten Herrengarten und einem Besuch bei Henner und Frieder verabschiedete sich Frau Tilsch von uns, versehen mit herzlichen Dankesworten. Wir verschwanden auch – in einer nahe gelegenen Bäckerei, um uns mit ei-nem Heißgetränk erst einmal aufzuwärmen.
Am Abend erhielten unsere Spandauer Gäste zahlenmäßige Verstärkung durch Hans-Dieter Moritz, der auch Mitglied des dortigen Partnerschaftsvereins ist. Bei einem Abschlusstreffen verabredeten wir verschiedene Fixpunkte für unseren nächsten Besuch in Spandau mit einer Siegerländer/Wittgensteiner Reisegruppe, der vom 21. bis 25. August stattfinden soll. So werden die Spandauer Freunde einen Begrüßungsabend organisieren, auf dem wir die neue Spandauer Bezirksbürgermeisterin Frau Carola Brückner kennen lernen werden. Dort wollen wir unsere partnerschaftliche Beziehungen weiter vertiefen.
Alle Beteiligten zogen zum Abschluss eine sehr positive Bilanz unseres Treffens. Daniel Wro-bel und Christiane Ewers bedankten sich noch einmal sehr für die Gastfreundschaft und das interessante Besichtigungsprogramm. So gingen wir auseinander.
Am Samstagmorgen brachte Bernd Dehmel unsere Gäste zum Siegener Bahnhof. Der Zug sollte planmäßig um 11.04 Uhr in Richtung Hamm/Westfalen abfahren. Er hatte natürlich Verspätung und so erreichten die Spandauer in Hamm den geplanten Anschlusszug nach Berlin leider nicht. Es wird allerdings berichtet, dass sie am Abend dennoch gesund und wohlbehalten zuhause angekommen sind.