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Rückbilck auf die Jahresfahrt 2018 ins Havelland

Im September letzten Jahres startete eine 48-köpfige Reisegruppe in Weidenau unter dem Motto „Erlebnis – Bildung – Partnerschaft“ zu einer 5-tägigen Besuchsreise in das Havelland. Nach zügiger Fahrt erreichte unser Bus am späten Nachmittag das Hotel „Bollmannsruh“ nordöstlich von Brandenburg. Das Hotel liegt malerisch am Ufer des Beetzsees und verströmte eine gediegene, ruhige Athmosphäre.

Nach dem Zimmerbezug trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Unsere Reisegruppe wurde von dem Landrat des Havellandkreises Roger Lewandowski und dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereines Havelland Holger Schiebold sehr freundlich begrüßt und auf die nächsten informativen und gleichzeitig erholsamen Tage eingestimmt. Am späteren Abend gönnte man sich noch ein frisches Pils oder einen leckeren Cocktail auf der Seeterrasse des Hotels.

Nach einem ausgiebigen Frühstück brachte uns der Bus am nächsten Morgen in die frühere Kreis-stadt Nauen. Der ehemalige Landkreis Nauen, inzwischen mit dem Landkreis Rathenow zum Havellandkreis zusammengelegt, war Anfang der Neunziger Jahre Partnerkreis des Kreises Siegen-Wittgenstein Rahmen der nordrhein-westfälischen Aufbauhilfe für das Land Brandenburg. Bürgermeister Manuel Meger begrüßte uns auf der Rathaustreppe und führte uns in den historischen Ratssaal des neugotisches Gebäudes. Anwesend war auch „Theodor Fontane“, der es sich nicht nehmen ließ, uns später durch die Nauener Altstadt zu führen.

Nauen war eine typische Brandenburger Ackerbürgerstadt. Im Speckgürtel Berlins gelegen wuchs die Stadt in den letzten 30 Jahren beträchtlich. Unser Stadtbilderklärer, so hießen sie in Zeiten der DDR, führte uns durch die Altstadt, vorbei an den Resten der historischen Stadtmauer. Mittelpunkt der Altstadt ist wie eh und je die mächtige St.-Jacobi-Kirche. In den gewachsenen Straßenzügen sahen wir schön renovierte Bürgerhäuser ebenso wie Baulücken und abrissreife Altbauten. Nach dem informativen Rundgang folgten wir der Einladung des Bürgermeisters zu einem Mittagsimbiss im „Nauener Hof“.

Vor den Toren der Stadt liegt die Funksendestation Nauen. Sie wurde 1920 von der Firma Telefunken zur Großfunkstelle ausgebaut. Ein mächtiges Maschinengebäude zeugt noch heute von der Größe der Anlagen. Die 266 Meter hohen Sendemasten, bis 1946 die höchsten Bauwerke Deutschlands, sind aber längst abgebaut. Die sachkundige Führung durch das repräsentative Hauptgebäude war beeindruckend, auch wenn die riesige Maschinenhalle heute fast leer ist. Schautafeln informieren über die mehr als 100-jährige Geschichte der Anlage, die noch bis 1990 das Nauener Zeitzeichen aussendete, nach dem die ganze Welt ihre Uhren stellte.

Am Nachmittag stand ein Besuch in Paaren auf dem Programm. Auf dem Messegelände des Kreises ist u.a. eine Erlebnisbrauerei eingerichtet. Dorthin hatte uns der ehemalige, langjährige Landrat des Havellandkreises Dr. Burkhard Schröder eingeladen. Die Geschäftsführerin der kommunalen Messegesellschaft informierte uns freundlich über deren Geschäftsidee. Vor der Weiterfahrt blieb noch etwas Zeit, das leckere naturtrübe Selbstgebraute zu probieren.

Am späten Nachmittag trafen wir in Schönwalde ein. Dort empfing uns Bürgermeister Bodo Oehme direkt an der früheren Grenze der DDR zum Bezirk Spandau von Berlin. Die unmittelbare Nähe zu Berlin lässt den kleinen Ort nach dem Motto „Arbeiten in Berlin und Wohnen in Schönwalde“ beträchtlich wachsen. Herr Oehme beschrieb den ehemaligen Grenzverlauf und berichtete mit eindrucksvollen Worten, dass auch an diesem Grenzabschnitt in der 40-jährigen Geschichte der DDR freiheitsliebende Menschen versucht hatten, ihr Land zu verlassen und dabei ihr Leben ließen.

Wir bestiegen wieder den Bus und er führte uns in den Hof der Kulturscheune des Ortes. Dort erwarteten uns freundliche dienstbare Geister, die uns in den nächsten Stunden bestens bewirteten. Auch Berlin und Schönwalde haben ihre Wildschweinplage. Daher stand Schwarzwild – lecker zubereitet – auf dem Speiseplan. Der dazu gereichte Rotkohl schmeckte unübertrefflich und auch der Rosenkohl mundete uns allen. Ein kräftiger Selbstgebrannter heimste ebenfalls viel Lob ein. Unsere freundlichen Gastgeber hatten noch eine Überraschung für uns bereit. Mehrere Jagdhornbläser nahmen Aufstellung und erfreuten uns mit ihrer Kunst. Natürlich fehlte das Signal „Die Sau ist tot“ nicht in ihrem Repertoire. Mit einem ganz herzlichen Dank verabschiedeten wir uns am Abend und fuhren zurück an die Ufer des Beetzsees.

Der Dienstag stand unter dem Motto „Erlebnis“. So brachte uns der Bus nach Potsdam, der Landes-hauptstadt Brandenburgs. Dort hatten die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer Gelegenheit, die vielfältigen Sehenswürdigkeiten Potsdams auf eigene Faust zu erkunden: Das neu errichtete Schloss, das Holländerviertel, die Parklandschaft von Sanssouci und und und.

Auf Einladung des Kreisklinikums Havelland erwartete uns am Abend im Hof des „Nauener Hofes“ ein leckeres kalt/warmes Buffet. Bei guten, freundschaftlichen Gesprächen mit unseren Gastgebern verging die Zeit wie im Fluge. Das Wetter meinte es gut mit uns. Die Abendsonne tauchte das rote Nauener Rathaus in goldenes Licht. Doch irgendwann rief der Busfahrer zur Rückfahrt. Und zuletzt gab es noch einen Absacker „zuhause“ am Beetzsee.

Am Mittwochmorgen führte uns der Weg ins Westhavelland. Als ortskundiger Reiseführer begleitete uns Holger Schiebold den ganzen Tag. In Pritzerbe besichtigten wir eine Rohrweberei. Zunächst führte uns unser Gastgeber auf einen Schilferlebnissteg, der 42 Meter hinaus auf den Pritzerber See gebaut ist. Das Schilf ist der Rohstoff, der in der Weberei in Jahrhunderte alter Tradition verarbeitet wird. Am Webstuhl entstehen Rohrmatten, aus denen unterschiedlichste Produkte gefertigt werden. Die Initiatoren dieses aktiven Museums wollen die Kenntnisse der alten Handwerkskunst bewahren und an Interessierte, insbesondere auch Schülerinnen und Schüler, weitergeben.

Von Pritzerbe fuhren wir weiter in die Kreisstadt Rathenow. Dort lag bereits ein Fahrgastschiff vor Anker und wartete auf unsere Reisegruppe. Bei Sonnenschein waren die Plätze auf dem offenen Oberdeck recht begehrt. Es hieß „Leinen los“ und nach einer Schleusung fuhren wir recht bald gemächlich die Havel hinab. Unsere kleine Flussreise endete in dem Dorf Bahnitz, wo uns die stellvertretende Ortsvorsteherin erwartete. Sie führte uns über den Dorfanger mit der kleinsten Kirche Brandenburgs und einer funktionierenden Schwengelpumpe. Anschließend besichtigten wir die Ateliers des Künstlerehepaares Biederbick. Kennzeichnend für die Arbeiten der Künstlerin waren menschen-große Figuren, einzelne und Gruppen; hier eine Hochspringerin, dort eine Trauergruppe, die Helme von Volkspolizisten trugen. Sein Markenzeichen waren Miniaturen, in Ton ausgestaltet und gebrannt; filigrane detailgenaue Arbeiten: Meuternde Matrosen im Kieler Hafen oder John F. Kennedy, Konrad Adenauer und Willy Brandt im offenen Wagen vor dem Brandenburger Tor in Berlin – faszinierend.

Am Abend versammelten wir uns im Restaurant des Hotels, um gemeinsam mit Gästen den Partnerschaftsabend zu feiern. Der Landrat und der Vorsitzende des havelländischen Partnerschaftsvereins begrüßten alle Gäste offiziell. Anwesend waren auch Mitglieder des Vorstands des Partnerschaftsvereins Spandau. Sigurd Hofacker als Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Siegen-Wittgenstein-Spandau bedankte sich in unserem Namen für die erlebnisreichen Tage im Havelland.

Bis zum Abendessen verkürzte uns „Fritze Bollmann“ mit seinem Schifferklavier die Zeit. Wer kennt ihn nicht - ihn, der als Bolle jüngst zu Pfingsten nach Pankow reiste und dort ordentlich eins auf die Nase bekam? Die historische Figur des Fritz Bollmann lebte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in der Stadt Brandenburg. Und es ist auch nur eine Mär, dass er sich im Beetzsee ertränkte. Sei es wie es sei, das Hotel behält seinen Namen Bollmannsruh. Nach dem leckeren Abendbufett und dem offiziellen Teil des Partnerschaftsabends versammelte sich eine immer größer werdende Gruppe Mitreisender auf der Hotelterrasse und genoss den letzten Abend unserer Reise bei manch gutem Tropfen im netten Gespräch.

Unser Busfahrer brachte uns am Donnerstag zügig, sicher und pünktlich nach Weidenau zurück. Mit einem kräftigen Schlussapplaus dankte die Reisegruppe den Organisatoren der Reise, der Geschäftsführerin Annette Pritz und dem Vorsitzenden Sigurd Hofacker.

10.05.2019 
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